das meinten auch die Sängerinnen und Sänger der Chorgemeinschaft Pohle. Nach wochenlangen musikalischen und organisatorischen Vorbereitungen ging es am 2. und 3.Oktober 1998 los.
Per Bahn und mit dem Flugzeug erreichten 191 aktive Sängerinnen und
Sänger aus 7 Chören, alle unter der Leitung von Musikdirektor FDB Rolf
Pohle sowie 131 Familienangehörige und Freunde Rom. Die Reisenden mit
der Bahn konnten ihre Vorfreude auf die kommenden Ereignisse zeitlich
etwas länger genießen, während die Flugreisenden die Möglichkeit hatten,
beim Landeanflug die einzigartige Stadt aus der Vogelperspektive anzuschauen.
Beide Gruppen wurden von einer Stadt empfangen, deren besondere Anziehungskraft beim Betreten spürbar wird. Trotz des atemberaubenden
Straßenverkehrs mit viel Lärm und dem Chaos mit italienischer Ordnung,
sieht man den meist blauen Himmel und spürt die leichte Luft und das
Temperament, aber auch die Gelassenheit der Römer. Die Stadt mit ihren
Palazzi ist ockerfarbend eingetaucht, welches die typisch römische Häuser
farbe ist. Die riesigen Haustüren, hinter denen sich in Form eines Innenhofes eine kleine grüne Oase, gar eine Idylle verbirgt, sind immer wieder
faszinierend.
Nach Ankunft aller Beteiligten in der ewigen Stadt und dem Erreichen des
Standortes für die folgenden Tage, liefen die Vorbereitungen vor Ort ihrem
Höhepunkt entgegen. Für jeden Chor bedeutete es etwas Besonderes, am
Sonntag morgen den Hauptgottesdienst im Petersdom, an dem viele Gläubige aus aller Welt teilnahmen, mitgestalten zu dürfen.
Die von außen offenen Zugänge zu den imposanten Kolonaden mit den
prächtigen Bernini-Säulen, die den Petersplatz umschließen, laden zum
Besuch des Vatikans ein. So konnte man am Sonntag, den 4. Oktober
beobachten, wie gleichgekleidete Damen und Herren aus dem Rhein-Sieg-Kreis und dem Bergischen Kreis eilig die Stufen des Petersdomes
hinaufstiegen.
Dieses einzigartige sakrale Gebäude mit Gesang zu füllen, in dem sich der
Kölner Dom verstecken kann, hatten wir uns vorgenommen. Nachdem unser
Organist, Chordirektor FDB Markus Ennenbach zu Beginn an der imposanten Domorgel Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge in G erklingen
ließ, sang der gemischte Chor zum Einzug "Denn die Herrlichkeit Gottes des Herrn" aus Händels "Messias". Im weiteren Verlauf des Hochamtes
brachten gemischter Chor und Männerchor den über 3000 Gläubigen aus
aller Herren Länder (so stand es anderntags im Osservatore Romano, der
Vatikanischen Tageszeitung) noch den Cherobinischen Lobgesang Nr. 7 von
Demetrius Bortnianski, "Dank sei Dir Herr" von Georg Friedrich Händel
sowie die imposante achtstimmige Motette "Richte mich Gott" von Felix
Mendelssohn-Bartholdy zu Gehör.
Man spürte, daß die Chöre eine Gemeinschaft waren, die zusammen dieses
Ereignis erlebten, um ihre Freude und ihr Können zur Ehre Gottes darzubringen. Auch an der Geste seitens der Zelebranten, zwei Damen und drei
Herren der Chorgemeinschaft mit Lesung und Gabenbereitung aktiv am
Gottesdienst mitwirken zu lassen, spürte man, daß die Chorgemeinschaft
willkommen war. Am Ende des Gottesdienstes wurden die Sängerinnen und
Sänger durch lang anhaltenden Applaus vieler tausend Hände entlohnt.
Domkapellmeister Monsignore Collino sprach Rolf Pohle, Markus Ennenbach sowie den Sängerinnen und Sängern ein großes Lob und höchste
Anerkennung aus.
Nach dem Gottesdienst bot sich die Gelegenheit, die weltweit bekannten
Sehenswürdigkeiten des Petersdomes zu betrachten wie zum Beispiel die
Pieta' von Michelangelo, die Konfessio über dem Grab des hl. Petrus oder
das wunderschöne Alabasterfenster im westlichen Chorraum und vieles
mehr. Die räumlichen Ausmaße des Petersdomes, dem Zentrum der katholischen Kirche, lassen einen innehalten und staunen.
Dieser Sonntag bot noch mehr Ereignisse. Am Abend stand ein Kirchenkonzert in St. Ignatio an. Diese erste Barockkirche Roms, in der jährlich im
Oktober die Priesterweihen der in Rom studierenden Priesteramtskandidaten für den deutschsprachigen Raum stattfinden, verfügt über eine besonders
gute Akustik. Ihre Pracht ist überwältigend. Dort findet man bekannte per
spektivische Deckengemälde.
Zur späten Abendstunde kamen zirka tausend interessierte Römer und Zuhörer aller Nationalitäten und füllten die Kirche bis auf den letzten Platz.
Markus Ennenbach spielte zum Auftakt das "Praeludium und Fuge in G" von
Johann Sebastian Bach. Mit "Die Himmel rühmen" von Ludwig van Beetho
ven, dem "Ave verum" von Wolfgang Amadeus Mozart, "Richte mich Gott"
von Felix Mendelssohn Bartholdy, dem "Halleluja" von Händel und weiteren
geistlichen Gesängen begeisterten die Chöre das Publikum. Auch diffizile
Werke wie Franz Biebls (zu Unrecht) kaum bekanntes "Ave Maria" für zwei
Männerchöre wurden meisterhaft geboten. Mit Edward Elgar's "Klänge der Freude" konnte die Chorgemeinschaft Pohle den Sonntag abend ausklingen
lassen.
Eine Reverenz an Rom war das eigens in altitalienischer Sprache einstudierte extrem schwierige (aber wunderschöne) "Pater Noster" für fünfstimmigen gemischten Chor von Guiseppe Verdi. Die "Associazione Internazionale Amici della Musica Sacra" gab der Chorgemeinschaft Pohle mit diesem
Konzert die Möglichkeit, den römischen Kunst- und Musikkennern ihr Können zu zeigen. Mit "standing ovations" und lang anhaltendem Applaus dankten die Zuhörer dem "maestro" Rolf Pohle, dem "organista" Markus Ennenbach und der "Chorgemeinschaft Pohle" für den schönen Abend.
Das Ziel der gemeinsamen Chöre und des Chordirektors war am Sonntag
abend erreicht. Zufrieden und erfolgreich konnten alle Beteiligten den A
bend abschließen und sich am Montag morgen ins geschichtliche und
kunsthistorische Leben Roms begeben. Dazu gehörte natürlich auch der
Besuch von weiteren Kirchen und das Kennenlernen des ganz normalen
profanen Lebens.
Es begann mit einer Stadtrundfahrt unter guter und freundlicher Führung ins
antike Rom. Wir sahen das Forum Romanum, das Kolosseum, das Pantheon,
die Engelsburg, die Kaiserforen und das Kapitol, in dem heute der Bürgermeister von Rom seinen Amtssitz hat. Desweiteren besuchte die Chorgemeinschaft das christliche Rom mit dem Lateranspalast, die Basilika St.
Paul vor den Mauern und St. Maria Maggiore. Die Rundfahrt führte uns
auch ins Rom von Viktor Emanuel, dessen Denkmal "Altare della Patria"
wegen seines optischen Eindrucks im Volksmund ironisch "Schreibmaschine" genannt wird.
Das internationale Flair Roms erlebten wir an der Spanischen Treppe mit
der Barcaccia von Pietro Bernini, die man als Treffpunkt aller Nationen bezeichnen kann. Der Trevi-Brunnen ist ein Muß für jeden Romfahrer. Dieser
Brunnen übt eine besondere Anziehungskraft aus. Als "Omen" wirft man
eine Münze in den Brunnen, um ein baldiges Wiederkommen nach Rom
herbeizuführen, und wer möchte das nicht? Natürlich lädt der Corso, einer
der größten Einkaufsstraßen Roms, zum Bummeln und Einkaufen ein wie
auch die Via Condotti mit dem weltbekannten Cafe` Greco.
Am Piazza del Popolo steht die Kirche, in der Martin Luther seine römische
Zeit verbrachte. Nicht zu vergessen ist Piazza Navona mit seinem wunder
schönen Brunnen, dem allabendlichen Treff der Maler.
Die Vielfältigkeit der Sehenswürdigkeiten oder sonstiger Möglichkeiten,
etwas zu unternehmen, gaben jedem die Gelegenheit, in der freien Zeit die
Ziele selbst auszuwählen und aufzusuchen wie zum Beispiel ein Besuch in
Trastevere, einem alten Stadtteil Roms, der Besuch eines Museums oder
einer schönen Parkanlage. Viele wählten die Teilnahme am fakultativen
Ausflug entlang der Via Appia Antica in die Albaner Berge nach Castel
Gandolfo, der päpstlichen Sommerresidenz. Dieser Ausflug klang mit einem
abendlichen gemütlichen Beisammensein in dem bekannten Ristorante
Squarciarelli aus.
In Rom ist alles möglich. Leider zeigte sich die Stadt in diesem Oktober
nicht immer von ihrer sonstigen Sonnenseite. Es donnerte, blitzte und regnete bei relativ warmen Temperaturen. Dennoch gingen diese ereignisreichen Tage für viele Mitreisende viel zu schnell vorüber.
Aber Rom ist schließlich immer wieder eine Reise wert.
Arrivederci Roma.
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